← Aktuelle Themen 25. Januar 2019

Brexit: Logistik erwartet 40 Minuten Wartezeit pro Lkw für Verzollung

Ein harter EU-Austritt Großbritanniens würde die Transportbranche schwer treffen. An der Grenze drohen Wartezeiten von mehreren Tagen. Vor allem die Einfuhr von Tieren stellt die Branche vor eine kaum zu bewältigende Herausforderung.

Für eine wichtige Branche hat ein ungeregelter Austritt Großbritanniens aus der Europäischen Union ganz konkrete Folgen: Das Speditionsgewerbe kann heute bereits errechnen, was passieren wird, wenn Zölle eingeführt und der Warenverkehr kontrolliert werden. Allein für eine Zollabfertigung müssten nach Aussagen großer Transportkonzerne durchschnittlich 30 bis 40 Minuten an Zeitaufwand veranschlagt werden.

Was das für den heutigen Lkw-Verkehr bedeutet, zeigt diese Zahl: Durch den sogenannten Kent-Korridor, dessen Routen zwischen Calais und Dover sowie Coquelles und Folkestone verlaufen, transportieren derzeit täglich 11.000 Lkw Waren von und nach Großbritannien. Selbst die für diese Arbeit notwendigen zusätzlichen 1000 Zollbeamten könnten Wartezeiten von vielen Stunden oder gar Tagen nicht verhindern.

Noch ein Detail zeigt die Herausforderung, die ein harter Brexit an die Transportbranche stellt: Tiere dürften nicht mehr ohne Quarantäne nach Großbritannien oder von dort in die EU mitgebracht oder eingeführt werden.

Sämtliche Lebensmittel tierischen Ursprungs sowie lebende Tiere, die aus Großbritannien in die EU eingeführt werden, müssten dann bei den zuständigen Veterinär- und Einfuhrämtern angemeldet und dort auch kontrolliert werden. In vielen Fällen würde zudem eine mehrtägige Quarantäne notwendig: Die Tiere müssten mehrere Tage diesseits der Grenze in Europa sowie jenseits davon in Großbritannien beobachtet werden. Notwendig wären große Anlagen mit Tierställen.

Vertane Chance für verlässlichen Rechtsrahmen

Bei einem ungeordneten Austritt wird es also zu massiven Verzögerungen im Warenaustausch zwischen der EU und dem Vereinigten Königreich kommen. Selbst wenn Logistikunternehmen Lösungen zur Überwindung neuer administrativer Hürden entwickeln werden, sind deutlich höhere Kosten bei den logistischen Dienstleistungen ganz sicher damit verbunden. Branchenkenner warnen auch davor, als Folge eines harten EU-Austritts lediglich einen Güterhandel mit Zöllen zu erwarten, der sich rasch neu organisieren lässt.

Namhafte Unternehmer melden sich bereits zu Wort. „Es besorgt mich sehr, dass die nach den Prinzipien des Freihandels und der wirtschaftlichen Integration ausgerichtete Europäische Union mit dem Austritt Großbritanniens eines ihrer wichtigsten Mitglieder verlieren soll“, sagte Klaus-Michael Kühne, der Mehrheitseigentümer des Transportkonzerns Kühne + Nagel ist. Dies sei ein verhängnisvoller Schritt zurück. „Man sollte die Zukunft nicht leichtfertig verspielen. Deshalb plädiere ich für ein zweites Referendum in Großbritannien“, sagte Kühne. Eine Demokratie erlaube es, falsche Entscheidungen zu korrigieren.

Branchenlobbyisten stellen bereits Forderungen. „Ein Abfertigungschaos muss im Interesse aller Beteiligten verhindert werden“, sagte Axel Plaß, der Präsident des Deutschen Speditions- und Logistikverbands (DSLV). Der Verbandschef und Unternehmer spricht von einer vertanen Chance für einen verlässlichen Rechtsrahmen in der Übergangszeit bis zu einem umfassenden Handelsabkommen. Dadurch werde ein No-Deal-Szenario immer wahrscheinlicher.

Allerdings sieht sich die Branche dafür gerüstet. „Selbst für diesen Fall werden deutsche Spediteure die Lieferketten für ihre Kunden aus Industrie und Handel im Verkehr von und mit Großbritannien zukünftig aufrechterhalten können“, sagte Plaß. Grundsätzlich sei in den Speditionen „eine hohe Zollexpertise“ vorhanden. Schließlich gehörten Drittlandverkehre zum alltäglichen Geschäft.

Anscheinend stellt sich der Verband bereits auf einen harten Brexit ein. Wichtig sei es, dass die britischen Verkehrs- und Zollbehörden trotz des zu erwartenden No Deal mit den Behörden der EU-Mitgliedstaaten zügig, unbürokratisch und verbindlich Verfahren zum störungsfreien Ablauf internationaler Verkehre gegenseitig akzeptierten, heißt es beim DSLV.

[Quelle: www.welt.de]

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